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»Ohne Zorn und Eifer«

LV – n. 2 – Marz – April 2025

von br. Francesco Dileo, OFM Cap.


Auch in diesem Jahr steht Ostern für die Menschen im Zeichen einer Zeit, in der Ruhe, Frieden und Freude immer flüchtiger zu sein scheinen. Tägliche Nachrichten über Verbrechen und Krieg sind nahezu unvermeidlich und verdammen uns beinahe dazu, Angst zu haben.
Gerade in dieser leidgeprüften Situation müssen unsere theologischen Tugenden jedoch mit aller Macht zutage treten: der Glaube, um uns wieder klar zu machen, dass wir Gottes geliebte Kinder sind, und uns daher ganz seinem barmherzigen Willen zu überlassen; die Hoffnung, gegründet auf dem Sieg Christi über Leid und Tod, mit der Aussicht auf das ewige Leben; die Liebe, die uns zu demütigen, aber konsequenten Werkzeugen zur Errichtung einer besseren Zukunft schon auf dieser Erde machen muss.
Abgesehen von der Verantwortung und Pflicht der Staats- und Regierungschefs, ihre Macht nicht nur auf das wirtschaftliche Wachstum, persönliches oder des eigenen Volkes, zu konzentrieren, sondern auf das Wohlergehen aller Menschen, gleich welcher Herkunft, Nation oder Kultur, muss jeder von uns sich als Teil jener kosmischen Harmonie fühlen, die aus dem Bewusstsein entsteht, dass wir alle Brüder und Schwestern sind, und diese mitgestalten. Wir können beten und unsere Leiden aufopfern für ein Ende der bewaffneten Konflikte, so wie Pater Pio es tat. Und wir können auch selbst Einigkeit vermitteln, indem wir uns bemühen, keine Spaltung zu erzeugen, sondern Impulse der Versöhnung zu geben.
Unter den vielen What’sApp-Nachrichten, die unsere Handys täglich überfluten, habe ich zufällig eine gelesen, die mich überrascht hat, weil die wenigen Worte einen tiefgründigen und überaus aktuellen Gedanken zusammenfassen: „Sine ira et studio“ (d. h. ohne emotionale Beteiligung und Parteinahme). Es ist ein lateinischer Sinnspruch aus den Annalen von Tacitus, der zu einer wertfreien Beurteilung anderer Menschen oder Dinge auffordert. Vor zweitausend Jahren erklärt der Historiker, dass er die Ereignisse im Römischen Reich von 14 bis 68 n. Chr. ohne Vorurteile, ohne Erregung oder Berechnung schildern wolle. Ohne ein Urteil zu fällen. Das ist die Absicht derer, die heute aus Gründen der Fairness Vorurteile und Feindseligkeit unterlassen, wenn sie öffentlich eine Meinung über einen Kollegen, einen Nachbarn oder eine wichtige politische oder soziale Tatsache äußern sollen und um eines ehrlichen Urteils willen sowohl auf Abneigung als auch Wohlwollen verzichten.
Dieser Vorsatz, wenn er im täglichen Leben umgesetzt wird, hilft uns nicht nur, einen weisen Beitrag zur Lösung vieler Probleme zu leisten, wenn wir sie mit wertfreiem Blick betrachten, sondern ist auch in der Lage, dem Entstehen kleiner Auseinandersetzungen vorzubeugen, eine notwendige Voraussetzung für jene größeren, die in Gewalt ausarten können.
Es ist kein Zufall, dass Papst Franziskus in seinem Buch „Giustizia e pace si baceranno“ (Gerechtigkeit und Frieden werden sich küssen) sagt, dass der Friede „Handarbeit“ ist: Er wird „nicht nur von den Mächtigen mit ihren Entscheidungen und ihren internationalen Verträgen geschaffen, die nach wie vor wichtige und dringende politische Entscheidungen sind.“ Wir selbst bauen den Frieden, „in unseren Häusern, in der Familie, unter Nachbarn, an den Orten, an denen wir arbeiten, in den Vierteln, in denen wir leben (…), indem wir einem Migranten auf der Straße helfen, einen einsamen alten Menschen besuchen, indem wir die missbrauchte Erde respektieren, indem wir jedes ungeborene Kind willkommen heißen, eine Geste, die für die heilige Mutter Teresa ein echter Akt des Friedens war.“
Wenn es uns gelingt, uns diese Aufgaben zu eigen zu machen, wird das nächste Osterfest ganz sicher einen tieferen Sinn für uns haben, und wir werden dazu beitragen, zusammen mit Christus eine neue Menschheit auferstehen zu lassen, die dem einzigen Gesetz der Liebe unterworfen ist.

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